Ein Teilchen, z.B. ein Elektron, ist in einem lang gestreckten Körper der Länge L eingeschlossen. Im Innern des Körpers kann sich das Teilchen frei bewegen. Die potentielle Energie ist also konstant, und ihr Wert kann auf Wpot = 0 festgelegt werden. Weiter soll das Teilchen nicht in die Begrenzungen des Körpers eindringen können, d.h. Wpot wird dort unendlich groß. Der Verlauf der potentiellen Energie hat also die Form eines (unendlich hohen) Topfes, daher die Bezeichnung des Modells als linearer Potentialtopf.
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In
der Quantenmechanik wird das Teilchen durch eine Wellenfunktion
beschrieben, die der zeitunabhängigen Schrödinger-Gleichung
genügt. Im Außenraum besitzt die Schrödinger-Gleichung
nur die Lösung .
Damit die Wellenfunktion stetig ist, müssen die Lösungen im
Inneren die Randbedingungen
erfüllen. Im Inneren lautet die Schrödinger-Gleichung:
Die allgemeine Lösung dieser Gleichung ist
Die Randbedingung für x = 0 ergibt
Die Randbedingung für x = L
ist
erfüllt, wenn für die Wellenzahl k gilt .
Es sind also nur bestimmte Werte für k erlaubt:
Für jeden Wert von n existiert eine Wellenfunktion:
Diese
Funktionen werden als Eigenfunktionen bezeichnet. Da die
Energie mit der Wellenzahl über
zusammenhängt, kann W nur die Werte
annehmen. Die Energie ist also quantisiert:
Diese Werte werden als Eigenwerte der Energie bezeichnet. W1 ist die Grundzustandsenergie.Die Zahl n heißt Quantenzahl der Energie. Der niedrigste mögliche Energie-Eigenwert ist von Null verschieden, und entspricht der schon bei den Unbestimmtheitsrelationen erwähnten Nullpunktsenergie.
Die Konstanten An in den Wellenfunktionen werden durch die Normierungsbedingung bestimmt:
Mit der Substitution:
wird die Normierungsbedingung zu
Das Integral hat den Wert
Damit ergibt sich An zu
Die normierten Eigenfunktionen für den linearen Potentialtopf (mit unendlich hohen Wänden) lauten also:
Für ein Elektron in einem linearen Potentialtopf der Breite L = 1 nm sind die ersten drei Eigenwerte der Energie:
W1 = 0,376 eV ; W2 = 1,504 eV ; W3 = 3,384 eV
Die
folgenden Abbildungen zeigen die zugehörigen Graphen von
und
.
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Der Fall des endlich hohen Potentialtopfes ist etwas komplizierter.
Für ein Teilchen in diesem Potentialtopf ist W < W0. Die Schrödinger-Gleichung lautet innen:
Daraus ist abzulesen:
Ist |
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Ist |
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Außerhalb des Potentialtopfes lautet die Schrödinger-Gleichung:
Hier ist zu erkennen:
Ist |
|
Ist |
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Wegen
dieses Krümmungsverhaltens divergiert die Wellenfunktion für
für die meisten Energiewerte.
Nur für ganz bestimmte
Energiewerte, die sogenannten Eigenwerte der Energie, werden
die physikalischen Randbedingungen
erfüllt. Die zugehörigen Wellenfunktionen werden als
Eigenfunktionen bezeichnet.
Die
Energie-Eigenwerte für ein Elektron in einem Potentialtopf der
Breite
und der Höhe 4 eV sollen hier näherungsweise mit dem
Computer ermittelt werden.
Die zu lösende Schrödinger-Gleichung wird in folgender Form geschrieben:
Daten:
Konstante der Schrödinger-Gleichung: |
(Mit dem Faktor e werden die Energien in eV erhalten.) |
halbe Topfbreite: |
|
Schrittweite: |
|
Startwerte: |
|
Rechenschleife:
Diese
Schleife wird für einen festen Energiewert bis
durchlaufen. Wenn sich außerhalb des Potentialtopfes nicht
ergibt, wird der Energiewert verändert und die Schleife erneut
durchlaufen. Auf diese Weise werden schließlich die gesuchten
Eigenwerte der Energie gefunden.
Es gibt 5 Energie-Eigenwerte für das Elektron im Potentialtopf der Höhe 4 eV:
W1
= 0,1311062 eV W2 = 0,522916 eV
W3
= 1,16626 eV
W4 = 2,0484 eV
W5
= 3,1176145 eV
Im
Vergleich dazu liegen die Energie-Eigenwerte im Potentialtopf mit
unendlich hohen Wänden
etwas höher:
W1
= 0,167 eV W2
= 0,669 eV
W3 =
1,504 eV W4 = 2,674 eV
W5 =
4,175 eV
Die folgenden Abbildungen zeigen die Verläufe der Eigenfunktionen und der zugehörigen Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichten.
n |
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1 |
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2 |
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3 |
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4 |
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5 |
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1. Ein Proton befinde sich in einem eindimensionalen Kasten der Länge L. Berechnen Sie die Grundzutandsenergie für
a)
(Größenordnung eines Moleküls)
b)
(Größenordnung eines Kerns).
2. Ein Körper der Masse 10-6 g bewege sich mit der Geschwindigkeit 10-1 cm/s in einem Kasten der Länge 1 cm. Berechnen Sie den ungefähren Wert der Quantenzahl n.
3. a) Berechnen
Sie für den Körper aus 2a) die Orts- und
Impulsunbestimmtheit unter der Annahme
b) Welchen
Wert nimmt die Größe
an?
4. Zeigen Sie, dass für große n die relative Differenz der Energieniveaus im Potentialtopf mit unendlich hohen Wänden in guter Näherung durch
gegeben ist.