6. Selbstinduktion

Versuch:

Zwei Glühlampen L1 und L2 (6,3 V / 0,3 A) werden parallel geschaltet. In Reihe mit L1 liegt eine Spule mit Windungszahl n = 5300 und geschlossenem Eisenkern. Damit im Zweig von L2 der gleiche Ohm-Widerstand liegt, wird ein Schiebewiderstand R = 340 Ohm in Reihe mit L2 geschaltet. Über einen Schalter wird eine Spannungsquelle U1 angeschlossen (stabilisiertes Netzgerät; 16 V).

Wird die Spannung U1 eingeschaltet, leuchtet die Glühlampe L2 sofort auf, die Glühlampe L1 leuchtet dagegen mit deutlicher Verzögerung auf.

Deutung:

Wenn der Strom in der Spule zu fließen beginnt, wird in ihr ein Magnetfeld aufgebaut. Ein sich zeitlich veränderndes Magnetfeld ruft aber nach dem Induktionsgesetz eine Induktionsspannung hervor. Die Induktionsspannung (und der von ihr angetriebene Induktionsstrom) wirkt nach der Lenz'schen Regel der Ursache ihrer Entstehung entgegen. Dies führt zu der zeitlichen Verzögerung des Anwachsens der Stromstärke im Zweig mit der Spule.

Die Induktionswirkung eines sich ändernden Stroms im eigenen Leiterkreis bezeichnet man als Selbstinduktion.

Zur Berechnung der Selbstinduktionsspannung wird eine lange Spule mit n Windungen, Länge l und Querschnittsfläche A betrachtet. Der magnetische Fluss im Inneren der Spule ist

.

Die Induktionsspannung ist nach dem Induktionsgesetz

.

Die Daten der Spule werden zusammengefasst in der Induktivität der Spule:

.

Die Einheit der Induktivität ist

.

Für die Selbstinduktionsspannung ergibt sich damit

.

Beim Ausschalten des Stroms, der durch eine Spule fließt, tritt ebenfalls eine Induktionsspannung auf. Sie ist so gerichtet ist, dass sie den anfänglichen Spulenstrom aufrecht erhält. Die Abnahme der Stromstärke ist daher zeitlich verzögert, wie mit folgender einfacher Anordnung gezeigt werden kann.

Es gelten folgende Gesetzmäßigkeiten, wie hier ohne Herleitung mitgeteilt sei:
 
einschalten: ausschalten:
Zeitkonstante:

Mit dem Induktionsgesetzergibt sich die in der Spule entstehende Induktionsspannung:
Beispiel:


 

 

Rechenbeispiel:

Eine lange zylindrische Spule hat den Radius r = 3 cm, die Länge l = 45 cm und die Windungszahl n = 4000. Ihr wird ein Strom I mit folgendem zeitlichen Verlauf eingeprägt:

Die Induktivität der Spule beträgt

Im Zeitintervall t = 0 ... 1 s ist

.

Die Selbstinduktionsspannung beträgt

.

Im Zeitintervall t = 1 s ... 1,5 s gilt entsprechend:

,

.

 

Übungen

1. Eine Spule (A = 20 cm2, n = 600, l = 40 cm) hat mit Eisenkern bei I = 6 A eine Induktivität L = 2,0 H. Wie groß ist die Permeabilitätszahldes Eisenkerns unter diesen Bedingungen?

2. Eine Spule mit der Induktivität L = 630 H wird von einem Strom der Stärke I = 100 mA durchflossen. Welche mittlere Selbstinduktionsspannung Uind entsteht beim Ausschalten in der Zeitspanne?

3. Eine Drosselspule ist für die Nennstromstärke I0 = 0,630 A ausgelegt. Sie hat den Ohm'schen Widerstand, ihre Induktivität beträgt L = 1,00 mH.

a) Berechnen Sie die Gleichspannung U0, die in der Drossel die Nennstromstärke hervorruft.

b) Zur Zeit t = 0 s wird an die Drossel die Spannung U0 angelegt. Berechnen Sie die Zeit t, zu der die Stromstärke in der Drossel 99% der Nennstromstärke beträgt.
 
 
 

Lösungen

1. 

2. Uind = 6300 V

3. a) U0 = 1,21 V

b) t = 6,06 ms