5. Hubarbeit und potentielle Energie im Gravitationsfeld

Potentielle Energie

Im homogenen Gravitationsfeld, wie es in kleinen Bereichen in der Nähe der Erdoberfläche vorliegt, hat ein Körper der Masse m die potentielle Energie (Höhenenergie). Soll er aus einer Höhe h1 in eine Höhe h2 gehoben werden, muss eine Hubarbeit verrichtet werden, die der Zunahme an potentieller Energie entspricht:

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In einem Weg-Kraft-Diagramm entspricht diese Arbeit (bzw. Energie) der Fläche unter dem Weg-Kraft-Graphen.

Beim radialen Feld ist die aufzuwendende Kraft beim Heben eines Körpers von einem Anfangspunkt P0 zu einem Zielpunkt PZ nicht mehr konstant. Zunächst soll der Körper längs einer Feldlinie gehoben werden.Die Grundidee zur Berechnung der Arbeit als Fläche unterhalb des Weg-Kraft-Graphen ist dann folgende.

Der Abstand des Startpunktes vom Mittelpunkt des Zentralkörpers ist r0, der Abstand des Zielpunktes ist rZ. Nun wird das Intervall von r0 bis rZ in so kleine Teilbereiche der Breitegeteilt, dass in diesen die Gravitationskraft näherungsweise als konstant betrachtet werden kann. Die in einem solchen Teilintervall verrichtete Arbeit ist dann ungefähr, was der Fläche eines Rechteckstreifens entspricht. Wenn n die Anzahl solcher Rechteckstreifen ist, dann ergibt sich für die insgesamt verrichtete Hubarbeit und damit für die Zunahme an potentieller Energie

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Je schmaler die Rechteckstreifen gemacht werden, desto besser wird die eigentlich gesuchte Fläche unter dem Weg-Kraft-Graphen angenähert. Im Grenzfall für, oder (was dasselbe bedeutet)ergibt sich das Integral

Die zugeführte Energie und damit die Zunahme der potentiellen Energie ist also

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Wird der Körper längs eines beliebigen Weges gehoben, so kann der Weg in Teilstückein Feldlinienrichtung und in Bogenstückequer dazu zerlegt werden. Auf diesen Querstücken stehen Kraft und Weg senkrecht aufeinander, d.h. es wird keine Arbeit verrichtet. Da also nur die radialen Wegstücke beitragen, ergibt sich wie oben

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Da die Gravitationskraft auf einen Probekörper im Feld eines Zentralkörpers in sehr großer Entfernung („im Unendlichen“) Null wird, wird das Nullniveau für die potentielle Energie ins Unendliche gelegt:. Um einen Körper vom Startpunkt P0 ins Unendliche zu heben, ist also die Arbeit

nötig. Dies ist gleich der Differenz der potentiellen Energien:

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Damit wird die potentielle Energie im Gravitationsfeld negativ:

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Gravitationspotential

Wird die potentielle Energie durch die Masse m des Probekörpers dividiert, so erhält man wieder eine Größe, die nur das Gravitationsfeld beschreibt, das sogenannte Gravitationspotential :

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Darstellung des Gravitationspotentials der Erde:

Es sei R der Erdradius und M die Erdmasse. An der Erdoberfläche ist. Damit lässt sich das Gravitationspotential schreiben als

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Hubarbeit und Potentialdifferenz:

Fluchtgeschwindigkeit

Um einen Körper der Masse m „unendlich“ weit von der Erdoberfläche zu entfernen, muss ihm die Energie

(M: Erdmasse; rE: Erdradius) zugeführt werden. Wird ihm diese Energie in Form von kinetischer Energie beim Abschuss von der Erdoberfläche zugeführt, dann gilt

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Daraus ergibt sich die nötige Anfangsgeschwindigkeit, die als Fluchtgeschwindigkeit bezeichnet wird:

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Die Fluchtgeschwindigkeit hängt nicht von der Masse des abgeschossenen Körpers ab, sondern nur von Masse und Radius der Erde. Für andere Himmelskörper gilt dieselbe Überlegung wie für die Erde, so dass die Fluchtgeschwindigkeit eine charakteristische Größe eines Himmelskörpers ist.

Die Fluchtgeschwindigkeit ist auch maßgeblich dafür, ob ein Planet eine Atmosphäre besitzen und wie dicht diese sein kann. Gasmoleküle, deren Geschwindigkeit größer als die Fluchtgeschwindigkeit ist, verlassen den Planeten.

Gesamtenergie eines Trabanten auf einer Kreisbahn

Die Gesamtenergie auf einer Kreisbahn um einen Zentralkörper setzt sich aus potentieller und kinetischer Energie zusammen:

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Bei der Kreisbewegung gilt

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Eingesetzt in die Beziehung für die Gesamtenergie:

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Die Gesamtenergie ist also negativ:

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Übungen

S.122, A2, A3, A4


Weitere Übungen

1. Die Schwerpunkte von zwei Schiffen, von denen jedes die Masse m = 20 000 t hat, haben den Abstand r = 100 m. Die Schiffe werden näherungsweise als Massenpunkte betrachtet. Wie groß ist die Kraft, mit der sie sich gegenseitig anziehen?

2. Eine Bleikugel (Masse m1) wird an einen Arm einer Waage angehängt und austariert. Der Radius der Kugel ist r1 = 1,0 cm. Vertikal unter diese erste Bleikugel wird eine zweite Bleikugel (Masse m2) gelegt. Der Radius der zweiten Kugel ist r2 = 50 cm. Der Abstand zwischen den beiden Kugeloberflächen beträgt s = 1 cm.
Durch die Kugel 2 nimmt die Kraft zu, mit der die Kugel 1 an ihrer Aufhängung zieht. Wieviel Prozent ihrer Gewichtskraft FG1 beträgt diese Zunahme? (Dichte von Blei: r = 11,3 g/cm3)

3. a) Setzen Sie die Gewichtskraft eines Körpers an der Erdoberfläche der Gravitationskraft gleich und zeigen Sie so, dass gilt:

; rE: Erdradius, mE: Erdmasse

b) Berechnen Sie ohne Verwendung der Gravitationskonstante die Gewichtskraft eines Körpers der Masse m = 1 kg für die Höhe h = 100 km über der Erdoberfläche. (rE = 6370 km)

4. Ein Satellit kreist in der Äquatorebene um die Erde. Seine Umlaufzeit T stimmt mit der Umdrehungszeit der Erde überein. Berechnen Sie ohne Verwendung der Gravitationskonstante den Radius r der Kresibahn des Satelliten. (rE = 6370 km; T = 86 164 s)

5. Mit welcher Anfangsgeschwindigkeit v0 muss ein Körper von der Erdoberfläche vertikal nach oben geschossen werden, wenn er die Höhe h = rE = 6370 km erreichen soll? Rechnen Sie ohne Verwendung der Gravitationskonstante. Der Luftwiderstand soll vernachlässigt werden.

6. Ein Körper der Masse m = 1 kg soll von der Oberfläche der ruhend zu denkenden Erde in eine Höhe h = 400 km gebracht werden. Berechnen Sie die aufzuwendende Arbeit ohne Verwendung der Gravitationskonstante
a) unter der vereinfachenden Annahme, dass die Gravitationskraft konstant ist,
b) unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Gravitationskraft mit der Höhe abnimmt.
c) Um wieviel Prozent weicht der wahre Wert vom Näherungswert ab?
(rE = 6370 km)

7. Welche Arbeit ist erforderlich, um einen Körper der Masse m = 1 kg von der Erdoberfläche aus dem Anziehungsbeeich der Erde zu entfernen? Mit welcher Geschwindigkeit müsste der Körper abgeschossen werden, um ihm diese Arbeit als kinetische Energie mitzugeben?
()

8. a) Wieviel Prozent vom Gravitationspotential der Erde beträgt das Gravitationspotential des Mondes an der Erdoberfläche?
(mE = 81 mM ; Abstand Erdmittelpunkt – Mondmittelpunkt: d = 60 rE ; rE: Erdradius)
b) Wieviel Prozent vom Gravitationspotential des Mondes beträgt das Gravitationspotential der Erde an der Mondoberfläche?
(Abstand Erdmittelpunkt – Mondmittelpunkt: d = 220 rM ; rM: Mondradius)

9. Ein Satellit bewegt sich auf einer Kreisbahn um die Erde. Sein Abstand von der Erdoberfläche ist h = 10 000 km.
a) Wie groß ist die Bahngeschwindigkeit v des Satelliten?
b) Berechnen Sie die Umlaufzeit des Satelliten.
 

Lösungen

1. 2,67 N

2. 

3. b) FG = 9,51 N

4. r = 42 100 km

5. Energieerhaltung führt auf 

6. a) W1 = 3,92 MJ
    b) W2 = 3,69 MJ
    c) DW = 5,91%

7.
    v = 11,2 km/s

8. a) 0,02%
    b) 37%

9. a) v = 4,94 km/s
    b) T = 348 min