3. Das Newton'sche Gravitationsgesetz

Die Kepler-Gesetze stellen lediglich eine Beschreibung der Bewegung der Planeten dar. Sie machen keine Aussagen über die Kräfte, die diese Bewegungen verursachen. Erst Isaac Newton erkannte 1666, dass die Zentripetalkraft, die einen Trabanten auf eine Kreisbahn um einen Zentralkörper zwingt, die gleiche Kraft ist, die auch beim freien Fall auf der Erde wirksam wird. Es handelt sich um die Gravitationskraft.

Das Gravitationsgesetz soll hier unter folgenden vereinfachenden Voraussetzungen hergeleitet werden:

1. Die Trabantenbahn ist eine Kreisbahn.

2. Die Masse M des Zentralkörpers ist sehr groß gegen die Masse m des Trabanten, so dass die Schwerpunktbewegung des Systems vernachlässigt werden kann. Anders ausgedrückt: der Zentralkörper befindet sich in Ruhe.

Die Gravitationskraft ist die Zentripetalkraft der Kreisbewegung:

Erweitern mit r2 führt auf

.

C ist die Konstante aus dem 3. Kepler-Gesetz. Es lässt sich erkennen, dass die Gravitationskraft proportional zur Masse m des Trabanten und umgekehrt proportional zum Quadrat des Bahnradius ist. Anders formuliert: Die Gravitationskraft nimmt quadratisch mit dem Abstand vom Zentralkörper ab.

Nach dem dritten Newton-Gesetz (Wechselwirkungsprinzip) muss der Trabant eine gleich große Kraft auf den Zentralkörper ausüben wie dieser auf ihn. Die Gravitationskraft muss daher auch proportional zur Masse M des Zentralkörpers sein:

.

Für die allgemeine Anziehung zweier Massen lautet also das Gravitationsgesetz

.

Die Proportionalitätskonstante heißt Gravitationskonstante. Sie wurde erstmals 1798 vom englischen Chemiker und Physiker Henry Cavendish gemessen. Ihr Wert ist

.

Bestimmung der Erdmasse

Der Radius der Erde beträgt R = 6370 km. Die Gravitationskraft Fgr, die auf einen Körper der Masse m auf der Erdoberfläche wirkt, ist die vertraute Gewichtskraft des Körpers:

.

Aufgelöst nach der Erdmasse ME:

.

Bahnradius bzw. Umlaufdauer eines Satelliten

Die für die Kreisbewegung des Satelliten nötige Zentripetalkraft wird von der Gravitationskraft geliefert:

.

a) Wenn die Umlaufdauer bekannt ist, kann der nötige Bahnradius ermittelt werden. Beispiel: Ein sogenannter geostationärer Satellit befindet sich stets über demselben Punkt der Erdoberfläche. Er dreht sich also genauso schnell wie die Erde, d.h. es ist T = 24 h. Dazu muss er den Bahnradius

besitzen, sich also in der Höheüber der Erdoberfläche befinden.

b) Bei bekanntem Bahnradius lässt sich die Umlaufdauer vorausberechnen:

.

Beispiel: Für eine Satellitenbahn in h = 500 km Höhe über der Erdoberfläche ist. Die Umlaufdauer beträgt dann

.

Bestimmung der Masse des Zentralkörpers

Sind Bahnradius r und Umlaufdauer T eines Trabanten bekannt, so lässt sich aus dem Ansatz

die Masse M des Zentralkörpers bestimmen:

.

Mit den Bahndaten der Erdeergibt sich die Sonnenmasse MS:

.

Für den Jupitermond Io ist. Daraus ergibt sich die Jupitermasse

.

Dies ist etwa das 318-fache der Erdmasse.

Numerische Berechnung von Satellitenbahnen

Mit dem in der Mechanik (Fall mit Luftwiderstand) beschriebenen einfachen Euler-Verfahren kann die Bewegung eines Satelliten bzw. eines Planeten um einen Zentralkörper numerisch berechnet werden.

Die Bewegung des Satelliten wird in ihre x- und y-Komponente zerlegt.

Für die Komponenten der Gravitationskraft ist abzulesen:

.

Damit ergeben sich die Beschleunigungen:

.

Für die schrittweise Berechnung der Bahn werden Startwerte für den Zeitpunkt t = 0 benötigt:

.

Mit diesen werden zunächst die Beschleunigungen berechnet:

.

Ausgehend von diesen Startwerten wird immer einen Zeitschritt weiter gerechnet:

Die folgende Excel-Datei führt diese Berechnungen aus. Wenn Sie auf Ihrem Computer Excel installiert haben, können Sie diese Datei speichern und ausführen oder auch online ausführen. Klicken Sie dazu auf den folgenden Screenshot.

Beispiel: Bewegung eines Satelliten um die Erde

Hier ist . Für einen geostationären Satelliten (T = 24 h) wurde oben der Bahnradiusermittelt. Die Bahngeschwindigkeit beträgt

.

Startwerte für die Rechnung:

Damit ergibt sich die erwartete Kreisbahn.

Vorschläge für andere Startwerte:
 

vx0 / (m/s)
vy0 / (m/s)
dt / s
0
2570
290
0
2070
225
0
1570
190
0
3570
825
800
3070
864
1070
2070
255
2070
2070
390
2570
2070
590

Die folgende Abbildung zeigt eine elliptische Bahn des Satelliten um die Erde.

Wenn der Satellit sich in der Nähe der Erde befindet, ist der Abstand von je zwei aufeinanderfolgenden Punkten der berechneten Bahn größer als in größerer Entfernung von der Erde. Da zwischen zwei Punkten jeweils das gleiche Zeitintervallverstrichen ist bedeutet dies, dass die Bahngeschwindigkeit in Erdnähe größer ist als bei Erdferne. Am größten ist die Geschwindigkeit im erdnächsten Punkt (Perihel), am kleinsten im erdfernsten Punkt (Aphel).

Dies lässt sich verstehen, wenn man die Gravitationskraft in eine Komponente tangential zur Bahn und eine Komponente senkrecht zur Bahn zerlegt.

Die Gravitationskraft ist zu jedem Zeitpunkt der Bewegung auf den Zentralkörper gerichtet. Sie wird daher als Zentralkraft bezeichnet.

Umlaufdauer auf Ellipsenbahnen

Für eine Kreisbahn mit a1 = r1 und eine elliptische Bahn eines Trabanten um einen Zentralkörper gilt nach dem 3. Kepler-Gesetz

.

Wenn der Radius der Kreisbahn so groß ist wie die große Halbachse der Ellipse ist, also r1 = a2, dann ist

.

Die Umlaufdauer T bei einer Kepler-Ellipse ist also genauso groß wie bei einer Kreisbahn mit einem Radius, der so groß ist wie die große Halbachse der Ellipse.

Sind M und a bekannt, dann ergibt sich daher aus dem Ansatz für Kreisbahnen

die Umlaufdauer auf der Ellipse, wenn r = a gesetzt wird:

.


Übungen

S.110, A2, A4

S.115, A2, A3 (Hinweis: Wenden Sie das zweite Kepler-Gesetz an.), A4, A5, A6, A7