Geometrie 2: Trigonometrie

1. Die Winkelfunktionen

1.1 Winkelfunktionen im rechtwinkligen Dreieck

Bei Vermessungsaufgaben treten oft Dreiecke auf.
 
Beispiel 1: Bestimmung der Breite eines Flusses 

Zuerst wird eine Standlinie s abgesteckt. Von s aus wird ein markanter Punkt C auf dem gegenüberliegenden Ufer unter dem Winkel a = 90° zur Standlinie angepeilt und so der Punkt A festgelegt. Von einem weiteren Punkt B auf der Standlinie wird wieder C angepeilt und der Winkel b sowie die Länge der Strecke AB gemessen. Mit diesen Daten kann jetzt ein maßstabsgerechtes Dreieck gezeichnet und die Flussbreite b näherungsweise bestimmt werden.

Beispiel 2: Höhenbestimmung 

Die Standlinie wird rechtwinklig zur zu bestimmenden Höhe gezogen. Von einem Punkt A der Standlinie aus wird der höchste Punkt C unter einem Winkel a angepeilt und die Länge der Strecke AB gemessen. Damit kann wieder ein maßstabsgerechtes Dreieck gezeichnet und die Höhe a näherungsweise bestimmt werden.

Die Methode, maßstabsgerechte Dreiecke zu zeichnen, ist natürlich ungenau. Besser wäre es, wenn die auftretenden Dreiecke berechnet werden könnten. In den bisher bekannten Sätzen über rechtwinklige Dreiecke (Pythagoras, Höhen- und Kathetensatz) treten jedoch keine Winkel auf. Der zeichnerische Ansatz führt aber auf folgende Idee.

Ein rechtwinkliges Dreieck ABC wird unter Beibehaltung der Winkelgrößen vergrößert (Dreieck AB2C2) bzw. verkleinert (Dreieck AB1C1):

Die Dreiecke bilden eine Strahlensatzfigur. Es ist abzulesen:

Folgende Bezeichnungen sind gebräuchlich:

Mit diesen Bezeichnungen lassen sich die an der Strahlensatzfigur abgelesenen Verhältnisse wie folgt formulieren:

Bei festen Winkeln a und b gilt unabhängig von der Größe des Dreiecks

(1) Das Verhältnishat für einen festen Winkel stets den gleichen Wert.

(2) Das Verhältnishat für einen festen Winkel stets den gleichen Wert.

(3) Das Verhältnishat für einen festen Winkel stets den gleichen Wert.

Jedem Winkel zwischen 0° und 90° wird unabhängig von der Größe des rechtwinkligen Dreiecks durch eines dieser drei Verhältnisse jeweils genau eine reelle Zahl zugeordnet. Diese Zuordnungen heißen Winkelfunktionen (oder trigonometrische Funktionen) und werden wie folgt bezeichnet (G: Gegenkathete, A: Ankathete, H: Hypotenuse):
 

Sinus von a: Sinus von b:
Kosinus von a: Kosinus von b:
Tangens von a: Tangens von b:

(Gelegentlich wird noch eine vierte Winkelfunktion angegeben: der Kotangens eines Winkels ist definiert als der Kehrwert des Tangens. Bezeichnung: cot(a) = 1 / tan(a))

Der Vergleich zeigt: Im rechtwinkligen Dreieck gilt

.


Das folgende Applet illustriert die hier gegebenen Definitionen:

        Winkelfunktionen am rechtwinkligen Dreieck



 
Die Funktionswerte der Winkelfunktionen lassen sich z.B. zeichnerisch bestimmen. Dazu wird ein Einheitskreis (Kreis mit Radius 1) gezeichnet und von einem Punkt P auf dem Kreisbogen im 1. Quadranten das Lot auf die x-Achse gefällt. Dann gilt: 

Die durch den Punkt E = (1 ; 0) verlaufende Senkrechte zur x-Achse schneidet die Verlängerung des Radius MP im Punkt S. Der 2. Strahlensatz liefert die Beziehung 

also: 

Es ergeben sich die folgenden Graphen der Winkelfunktionen:


Für spezielle Winkel lassen sich die Winkelfunktionswerte leicht berechnen. So gilt im gleichschenklig-rechtwinkligen Dreieck:
Im gleichseitigen Dreieck lassen sich folgende Werte ermitteln:

zusammengefasst:

Die Funktionswerte für beliebige Winkel bestimmt man zweckmäßig mit dem Taschenrechner. Zu beachten ist dabei die Einstellung für das Winkelmaß. Werden die Winkel in Grad ( °) angegeben, so muss der Taschenrechner in den Modus DEG (oder D) eingestellt werden. (Es gibt außer dem Gradmaß auch noch andere Winkelmaße, z.B. das Bogenmaß, das später erläutert wird.)

Die einführenden Beispiele können jetzt rechnerisch bearbeitet werden.
 
Beispiel 1:

Es ergibt sich sofort: 


 

Beispiel 2:

Damit gilt: 


 

Beispiel 3: Gegeben ist ein rechtwinkliges Dreieck ABC mit rechtem Winkel bei C und . Gesucht sind a, c


Mit dem folgenden Link kommen Sie zu einem interaktiven Test.

        Test: Winkelfunktionen im rechtwinkligen Dreieck