3. Satzgruppe des Pythagoras

3.1 Satz des Pythagoras

[Pythagoras von Samos, etwa 580 bis etwa 500 v.Chr.]

Betrachtet wird ein rechtwinkliges Dreieck mit rechtem Winkel bei C.

Die Dreiecksseite, die dem rechten Winkel gegenüber liegt, wird Hypotenuse genannt. Die Seiten, die die Schenkel des rechten Winkels bilden, heißen Katheten. Da g ein rechter Winkel ist, gilt

.

Es werden vier solcher Dreiecke so zusammen gelegt, dass ein Quadrat mit denSeiten a + b entsteht. (Mit einem Klick auf die Schaltfläche "nächstes Bild" wird der Aufbau der Figur schrittweise demonstriert.)


Darin liegt ein Viereck mit Seitenlänge c. Die Winkel d i sind rechte Winkel, denn es gilt jeweils:

Das entstandene innere Viereck ist also ein Quadrat.

Der Flächeninhalt A1 des größeren Quadrates lässt sich zusammensetzen aus dem Flächeninhalt A2 des kleineren Quadrats und dem Flächeninhalt AD der 4 Dreiecke:

Das ist der berühmte

Satz des Pythagoras: In einem rechtwinkligen Dreieck mit den Katheten a und b und der Hypotenuse c gilt
.
Geometrische Deutung:

In einem rechtwinkligen Dreieck ist die Summe der Flächeninhalte der Quadrate über den Katheten gleich dem Flächeninhalt des Quadrats über der Hypotenuse.

Es gilt auch die

Umkehrung des Satz des Pythagoras: Wenn für die Seiten a, b, c eines Dreiecks gilt, dann ist das Dreieck rechtwinklig mit c als Hypotenuse und a und b als Katheten.


3.2 Höhensatz des Euklid

[Euklid von Alexandrien, etwa 365 bis etwa 300 v.Chr.]

Im rechtwinkligen Dreieck ABC wird die Höhe h auf die Seite c errichtet. Sie trifft die Hypotenuse im Punkt D und teilt die Hypotenuse in zwei Teilstrecken.
p und q werden Hypotenusenabschnitte genannt.

Im Teildreieck CAD gilt nach dem Satz des Pythagoras

,

und im Teildreieck BCD gilt

.

Addition führt dann auf

und weiter:

.

Dies ist der

Höhensatz des Euklid: In einem rechtwinkligen Dreieck mit der Höhe h und den Hypotenusenabschnitten p und q gilt
.
Geometrische Deutung:  In einem rechtwinkligen Dreieck ist der Flächeninhalt des Quadrats über der Höhe gleich dem Flächeninhalt des Rechtecks aus den beiden Hypotenusenabschnitten.


3.3 Kathetensatz des Euklid

Im Teildreieck CAD gilt nach dem Satz des Pythagoras

.

Mit dem Höhensatz ergibt sich daraus

Im Teildreieck BCD folgt aus dem Satz des Pythagoras und dem Höhensatz

Die Beziehungen für a2 und b2 fasst man zusammen zum
 
Kathetensatz des Euklid: In einem rechtwinkligen Dreieck mit der Hypotenuse c, den Katheten a und b und den Hypotenusenabschnitten p und q gilt
.

 Geometrische Deutung:  In einem rechtwinkligen Dreieck ist der Flächeninhalt des Quadrats über einer Kathete gleich dem Flächeninhalt des Rechtecks aus der Hypotenuse und dem der Kathete anliegenden Hypotenusenabschnitt.


3.4 Anwendungen

Diagonale eines Quadrats


In einem Quadrat der Seitenlänge a gilt nach dem Satz des Pythagoras für die Länge der Diagonale

,

also:

.


Höhe und Flächeninhalt eines gleichseitigen Dreiecks


Nach dem Satz des Pythagoras gilt im Teildreieck CAD:

also:

.

Für den Flächeninhalt A des gleichseitigen Dreiecks ergibt sich:

.


Höhe einer Pyramide

Eine Pyramide mit quadratischer Grundfläche (quadratische Pyramide) habe die Grundseite a, die Seitenkante s und die Höhe h.

Für die Höhe h gilt nach dem Satz des Pythagoras im Dreieck AMS:

Für die Länge der Diagonalegilt

.

Damit ist

,

und für die Pyramidenhöhe folgt:

,

.


Abstand von Punkten in der Ebene

Im Koordinatensystem seien zwei Punkte P1 = (x1 ; y1) und P2 = (x2 ; y2) gegeben.

Der Abstand d von P1 und P2 ist die Länge der Strecke. Im rechtwinkligen Dreieck P1QP2 ist die Länge der Kathetegleich x2x1, und die Länge der Katheteist gleich y2y1. Nach dem Satz des Pythagoras folgt

.


Raumdiagonale eines Quaders

Die Grundfläche eines Quaders sei ein Rechteck mit den Seiten a und b, die Höhe des Quaders sei c.

Für die Flächendiagonale dF der Grundfläche gilt nach dem Satz des Pythagoras im Dreieck ABC :

.

Die Raumdiagonale dR ist die Hypotenuse im rechtwinkligen Dreieck ACG; aus dem Satz des Pythagoras folgt

,

also:

.

Für den Spezialfall des Würfels (a = b = c) erhält man

.


Übungen

1. Berechnen Sie die fehlenden Größen für ein rechtwinkliges Dreieck ABC mit der Hypotenuse AB.

a) b) c) d) e) f) g)
a
6 cm
5 cm
     
42 cm
 
b
8 cm
     
17 cm
   
c
 
13 cm
 
25 cm
     
p
   
4 cm
   
9 cm
4 cm
q
   
4 cm
15 cm
     
h
           
6 cm
A
       
102 cm²
   


2. Einem Kreis mit dem Radius r = 5 cm wird jeweils ein regelmäßiges Sechseck einbeschrieben und umbeschrieben. Berechnen Sie den Flächeninhalt der beiden Sechsecke.
(Sie erhalten damit eine Abschätzung für den Flächeninhalt des Kreises mit dem Radius r.)



3. a) Grundseite und Höhe eines gleichschenkligen Dreiecks sind jeweils 7 cm lang. Berechnen Sie die Schenkellänge.

b) In einem gleichschenkligen Dreieck ist die Grundseite 6 cm und ein Schenkel 8 cm lang. Berechnen Sie die Höhe und den Flächeninhalt des Dreiecks.

c) Ein gleichschenkliges Dreieck hat die Grundseite a = 5 cm und den Flächeninhalt A = 15 cm². Berechnen Sie Höhe und Schenkellänge.

d) Wie lang ist die Höhe in einem gleichschenkligen Dreieck, bei dem ein Schenkel doppelt so lang ist wie die Grundseite?
 

4. a) Bei einer quadratischen Pyramide ist s die Länge der Seitenkante, h die Höhe und und a die Länge der Grundseite. Berechnen Sie jeweils das fehlende Stück.

a
4 cm
8 cm
 
s
7 cm
 
12 cm
h
 
6 cm
10 cm

b) Geben Sie die Formel an, mit der man die Länge der Seitenkante einer quadratischen Pyramide berechnen kann, wenn man die Pyramidenhöhe h und die Länge a der Grundseite kennt.

c) Mit welcher Formel kann man die Länge a der Grundseite einer quadratischen Pyramide berechnen, wenn man die Pyramidenhöhe h und die Länge s der Seitenkanten kennt?
 

5. a) Ein regelmäßiges Tetraeder ist eine aus vier gleichseitigen Dreiecken bestehende Pyramide. Die Tetraederhöhe verläuft von der Spitze D zum Schwerpunkt S der Grundfläche (Eckpunkte A, B, C); sie steht senkrecht auf der Grundfläche.
Wie lang ist die Tetraederhöhe, wenn die Grundseite des Tetraeders die Länge a hat?
(Hinweis: Der Schwerpunkt S teilt die Seitenhalbierenden, d.h. beim gleichseitigen Dreieck auch die Höhen, im Verhältnis 1:2.)

b) Ein regelmäßiges Tetraeder hat die Höhe h = 8 cm. Berechnen Sie die Seitenlänge und die Oberfläche des Tetraeders.