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Mit den nun zur Verfügung stehenden kombinatorischen Hilfsmitteln können diese beiden Mächtigkeiten berechnet werden.
Beispiel 1: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Klasse mit 23 Schülern mindestens zwei Schüler am gleichen Tag Geburtstag haben?
Zur Vereinfachung wird vorausgesetzt:
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Das Ereignis E: „mindestens zwei Geburtstage fallen zusammen“ besteht dagegen aus den 23-Tupeln, in denen mindestens zwei Zahlen gleich sind. Diese Menge ist nur schwer abzuzählen – auch mit den vorhandenen kombinatorischen Hilfsmitteln. Einfacher ist es, das Gegenereignis „alle 23 Geburtstage sind verschieden“ abzuzählen. Dies ist eine 23-Variation ohne Wiederholung, also ist seine Mächtigkeit
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Damit ergibt sich für die Wahrscheinlichkeit von E:
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Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens 2 von 23 Personen am gleichen Tag des Jahres Geburtstag haben, ist also etwas größer als 50%.
Beispiel 2: Aus einer Urne mit einer weißen, einer roten und einer schwarzen Kugel wird eine Kugel gezogen, wieder zurückgelegt und erneut eine Kugel gezogen. Mit welcher Wahrscheinlichkeit zieht man zweimal eine weiße Kugel, mit welcher Wahrscheinlichkeit zieht man zwei verschiedenfarbige Kugeln?
Das Ergebnis einer solchen Ziehung ist ein 2-Tupel, dessen Plätze mit Elementen aus der 3-Kugel-Menge besetzt werden.
Die Anordnung ist durch das Ziehen nacheinander gegeben, Wiederholung ist durch das Zurücklegen möglich, somit liegt eine 2-Variation mit Wiederholung aus einer 3-Menge vor:
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Das Ereignis E1: „zwei weiße Kugeln“ hat die Mächtigkeit 1, also ist seine Wahrscheinlichkeit
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Das Ereignis E2: „zwei verschiedenfarbige Kugeln“ besteht aus allen 2-Variationen ohne Wiederholung aus einer 3-Menge, also ist
,
und die Wahrscheinlichkeit von E2 ist
.
Beispiel 3: Mit welcher Wahrscheinlichkeit hat man mit einem Tipp im Fußball-Toto (11 Spiele) 9 Richtige?
Für jedes Spiel ist anzukreuzen: entweder 0 (unentschieden) oder 1 (Heimmannschaft gewinnt) oder 2 (Gastmannschaft gewinnt). Es sind also 11-Variationen mit Wiederholung aus den Elementen der Menge {0, 1, 2} zu bilden:
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Das Ereignis E: „9 Richtige“ setzt sich wie folgt zusammen. Es werden zuerst 9 von den 11 Spielen richtig getippt; für das 10. Spiel gibt es nun zwei Möglichkeiten, falsch zu tippen, ebenso für das 11. Spiel. Nach dem Zählprinzip ist dann
,
und die Wahrscheinlichkeit für 9 Richtige beträgt
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Beispiel 4: Es wird das Lotto „6 aus 49“ betrachtet.
Die Ergebnisse beim Lotto sind 6-Kombinationen ohne Wiederholung aus der 49-Menge der Zahlen:
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a) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, genau 3 Richtige zu haben?
Dieses Ereignis setzt sich zusammen aus den 3-Kombinationen ohne Wiederholung aus der 6-Menge der gezogenen Zahlen und den 3-Kombinationen ohne Wiederholung aus der 43-Menge der nicht gezogenen Zahlen. Nach dem Zählprinzip ist daher
,
und die gesuchte Wahrscheinlichkeit beträgt
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b) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, genau 3 Richtige mit Zusatzzahl zu haben?
Die Zusatzzahl ist eine 7. Zahl, die gezogen wird. Ein Ergebnis besteht nun aus einer 6-Kombination ohne Wiederholung aus der 49-Menge der Zahlen und einer weiteren Zahl aus der 43-Menge der noch nicht gezogenen Zahlen. Die Mächtigkeit des Ergebnisraums ist dann
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Das Ereignis E: „3 Richtige mit Zusatzzahl“ tritt ein, wenn bei der Ziehung 3 aus den 6 angekreuzten Zahlen, 3 aus den nicht angekreuzten Zahlen und als Zusatzzahl eine der 3 angekreuzten und nicht schon gezogenen Zahlen gezogen wird:
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Die Wahrscheinlichkeit beträgt
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Beispiel 5: Beim „Spiel 77“ (und bei der Glücksspirale) wird eine 7-stellige Gewinnzahl gezogen; jede Stelle ist mit den Ziffern 0, 1, ..., 9 besetzt. Man gewinnt, wenn die Endziffern der eigenen Losnummer mit denen der gezogenen Gewinnzahl übereinstimmen.
Die Ergebnisse sind 7-Variationen mit Wiederholung aus der 10-Menge {0, 1, 2, ..., 9}, also ist
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Das Ereignis E1: „eine Endziffer ist richtig“ tritt ein, wenn die rechts stehende Endziffer richtig ist, die 2. Ziffer von rechts dagegen falsch ist; die verbleibenden 5 Ziffern können beliebig sein.
Nun kann die 2. Ziffer von rechts auf 9 Arten falsch sein, die übrigen Stellen links davon können auf jeweils 10 Arten falsch sein. Somit ergibt sich
,
und die gesuchte Wahrscheinlichkeit ist
.
Entsprechend erhält man für das Ereignis E2: „zwei Endziffern richtig“ die Wahrscheinlichkeit
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Übungen
1. In einer Urne liegen 26 kleine Kugeln, auf denen je ein Buchstabe des Alphabets aufgedruckt ist. Man zieht nacheinander 3 Kugeln ohne Zurücklegen und bildet auf diese Weise ein „Wort“ aus 3 Buchstaben. Mit welcher Wahrscheinlichkeit enthält das Wort 3 Vokale, z.B. aui oder eao?
2. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, beim Werfen von 5 Würfeln genau zweimal eine 6 zu erzielen?
3. Ein Skatspiel enthält 32 Karten, darunter 4 Buben. 30 Karten werden an die drei Spieler ausgeteilt, die beiden restlichen Karten bleiben verdeckt im „Skat“ auf dem Tisch liegen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass im Skat 2 Buben liegen?
4. Eine Urne enthält 3 rote und 4
schwarze Kugeln. Man zieht nacheinander 3 Kugeln heraus, ohne die jeweils
gezogene Kugel zurückzulegen. Mit welcher Wahrscheinlichkeit sind
unter den gezogenen 3 Kugeln genau 2 schwarze Kugeln?
(Hinweis: Durch das „nacheinander ziehen“ scheint
eine Anordnung gegeben zu sein: 1. Kugel, 2. Kugel, 3. Kugel. Es wird aber
nach dem Endergebnis „2 schwarze Kugeln, 1 rote Kugel“ gefragt ohne irgendeine
Reihenfolge oder Anordnung. Die Reihenfolge des Ziehens ist also nicht
zu berücksichtigen.)
Das folgende JavaScript-Programm führt eine Simulation dieses Zufallsexperiments
aus. Geben Sie die gewünschte Anzahl n an Würfen ein (n <=
1 000 000) und klicken Sie auf "Rechnen". Es werden dann die relativen
Häufigkeiten für das Ziehen von 0, 1, 2, 3 schwarzen Kugeln berechnet
und angezeigt. (Bei großen Wurfzahlen oder bei langsamen Rechnern
kann dieser Vorgang etwas dauern...)
5. Es werden folgende Laplace- Experimente
betrachtet:
1) Wurf mit zwei unterscheidbaren Laplace-Würfeln,
2) Wurf mit zwei nicht unterscheidbaren Laplace-Würfeln.
a) Geben Sie in beiden Fällen geeignete
Ergebnisräume an.
b) Berechnen Sie in beiden Fällen die Wahrscheinlichkeit,
mindestens eine 6 zu erhalten.
6. Ein Laplace-Würfel wird dreimal
geworfen. Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeiten folgender Ereignisse:
A1: „Augenzahl 6 nur beim 1.
Wurf“,
A2: „Augenzahl 6 bei genau
einem Wurf“,
A3: „Augenzahl 6 nur beim 1.
und beim 3. Wurf“,
A4: „Augenzahl 6 bei genau
2 Würfen“,
A5: „Augenzahl 6 bei mindestens
einem Wurf“,
A6: „Augenzahl 6 bei mindestens
zwei Würfen“.
7. Eine Gruppe von 4 Mädchen und 4 Jungen wird zufällig in zwei gleichstarke Gruppen aufgeteilt. Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis A: „Jede Gruppe enthält gleich viele Jungen und Mädchen.“
8. Von 5 Personen merke sich jede eine der Ziffern 0, 1, 2, ..., 9. Wie groß ist die Laplace-Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich mindestens zwei Leute dieselbe Ziffer merken?
9. Bei dem von 1982 – 1986 angebotenen Mittwochslotto „7 aus 38“ ging es ähnlich wie beim Lotto „6 aus 49“ um die Vorhersage von 7 Zahlen, die aus 38 ausgewählt werden. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit i Treffer (i = 0, 1, 2, ..., 7) zu erzielen?