9. Kreis und Kugel

9.1 Kreis

Im alltäglichen Sprachgebrauch wird "Kreis" in zwei Bedeutungen verwendet: einmal wird damit die Kreislinie bezeichnet, zum anderen aber auch die Kreisfläche. Die Mathematik benötigt eine eindeutige Definition, und unter einem Kreis soll die Kreislinie als Punktmenge verstanden werden. Diese Punktmenge wird durch eine Gleichung beschrieben.

Def.:

Die Menge aller Punkte X, deren Ortsvektoren die Gleichung

erfüllen, ist der Kreis in der x1-x2-Ebene um den Koordinatenursprung mit dem Radius r.

Zur Vereinfachung schreibt man üblicherweise statt :

Koordinatengleichung:

Ist der Mittelpunkt eines Kreises vom Koordinatenursprung O(0|0) verschieden, so haben die Ortsvektoren der Punkte des Kreises keine einheitliche Länge. Es gilt aber immer noch, dass der Abstand jedes Punktes X des Kreises vom Mittelpunkt M konstant, und zwar gleich dem Radius ist.

Ist der Ortsvektor des Punktes X und der Ortsvektor des Mittelpunktes M, dann ist .

Def.:

Sei der Ortsvektor des Punktes M. Die Menge aller Punkte X, deren Ortsvektoren die Gleichung

erfüllen, ist der Kreis in der x1-x2-Ebene um den Mittelpunkt M mit dem Radius r.

Koordinatengleichung:


9.2 Kugel

Eine Kugel, im Sinne von Kugelfläche, wird als Menge aller Punkte des Raumes definiert, die von einem fest vorgegebenen Punkt M einen festen Abstand r haben.

Def.: Sei der Ortsvektor eines Punktes M im Raum. Die Menge aller Punkte X, deren Ortsvektoren die Gleichung

erfüllen, ist die Kugel um den Mittelpunkt M mit dem Radius r.

Koordinatengleichung:

Jeder Punkt P der Kugel lässt sich durch seine kartesischen Koordinaten (x1; x2; x3) eindeutig beschreiben. Häufig ist es aber sinnvoller, die sogenannten Kugelkoordinaten zu verwenden. Diese sind wie folgt definiert.

  • Der Radius r ist der Abstand des Punktes P vom Koordinatenursprung O, also die Länge des Vektors ;

  • der Azimutwinkel ist der Winkel zwischen der positiven x1-Achse und der Projektion von in die x1-x2-Ebene, gezählt von 0 bis 2π (0° bis 360°) gegen den Uhrzeigersinn;

  • der Polarwinkel ist der Winkel zwischen der positiven x3-Achse und dem Vektor , gezählt von 0 bis π (0° bis 180°).

Die Kugelkoordinaten und die kartesischen Koordinaten können ineinander umgerechnet werden:

Im Dreieck OPF findet sich der Winkel auch bei P wieder, und es ist abzulesen:

Wird auf die x1- bzw. x2-Achse projiziert, so folgt:

Zusammengefasst:

Für die Berechnung der Kugelkoordinaten aus den kartesischen Koordinaten liest man ab:

also:

Speziell zur Orientierung auf der Erdoberfläche sind anstelle der Kugelkoordinaten die geographischen Koordinaten gebräuchlich. Diese sind wie folgt definiert:

Aus den geographischen Koordinaten erhält man mit dem Erdradius rE die Koordinaten eines Punktes auf der Erdoberfläche:

Beispiel: Für Hamburg ist . Dies ergibt

9.3 Beziehungen zwischen Kugeln und anderen Punktmengen

9.3.1 Punkt - Kugel

Gegeben sind eine Kugel K mit Mittelpunkt M und Radius r, sowie ein Punkt . Die zu M und P gehörigen Ortsvektoren sind und .

Bei der Punktprobe für P wird für in die Vektorgleichung der Kugel oder die Koordinaten von P in die Koordinatengleichung der Kugel eingesetzt.

9.3.2 Gerade - Kugel

Für eine Gerade und eine Kugel gibt es drei verschiedene Lagebeziehungen:

Die Gerade ist Sekante.

Die Gerade ist Tangente.

Die Gerade ist Passante.

Gegeben sind eine Gerade und eine Kugel K mit Mittelpunkt M und Radius r. Die Punktprobe für die Punkte von g in der Gleichung von K liefert eine quadratische Gleichung für den Parameter s:

bzw.

Besitzt sie

9.3.3 Ebene - Kugel

Für eine Ebene und eine Kugel gibt es drei verschiedene Lagebeziehungen:

Die Ebene schneidet die Kugel in einem Kreis.

Die Ebene berührt die Kugel in einem Punkt.

Die Ebene und die Kugel schneiden sich nicht.

Gegeben sind eine Ebene und eine Kugel mit Mittelpunkt M und Radius r. Der Abstand des Mittelpunktes M von der Ebene E ergibt sich aus

(siehe Abschnitt "Ebenen"). Ist dieser Abstand

Zur Berechnung eines Schnittkreises wird wie folgt vorgegangen:

Ein Berührpunkt von E und K wird entsprechend als Schnittpunkt der Lotgeraden mit der Ebene E berechnet.

9.3.4 Kugel - Kugel

Bei zwei Kugeln gibt es 6 verschiedene Lagebeziehungen.

Gegeben sind zwei Kugeln K1 und K2 mit den Mittelpunkten M1 und M2 und den Radien r1 und r2. Die Kugeln K1 und K2

Die Berechnung eines Schnittkreises soll kurz skizziert werden.

Gegeben seien zwei Kugeln durch ihr Koordinatengleichungen: